Von Prof. Dr. Nicolas Szita* - Jeden Herbst erleben wir das Schauspiel der Natur aufs Neue. Auf den ersten Kälteeinbruch folgen warme, sonnige Tage. Tage, an denen die Sonne noch stark genug ist, um die morgendlichen Nebelfelder aufzulösen. Wir nennen dies den Altweibersommer. Es sind die letzten sommerlich-warmen Tage oder Wochen, bevor der Winter endgültig kommt. Mit etwas Melancholie schauen wir zurück auf den vergangenen Sommer. Es sind dies auch die Tage, während denen sich die Natur emsig auf den bevorstehenden Winter vorbereitet. Einige Tiere werden dabei sehr aktiv. Eichhörnchen sammeln Obst und Haselnüsse und vergraben sie in der Erde. Eichelhäher vergraben Eicheln im Boden. Meisen verstecken Samen und Kerne in Rindenspalten. Andere wiederum drosseln ihr Lebenstempo, um mit weniger durchzukommen. Zeitenwende? Die Coronavirus-Pandemie und der wirtschaftliche/ politische Lockdown könnte man als einen solchen ersten Kälteeinbruch verstehen. In der Logik dieser Bildersprache käme folglich die Expansion und Beschleunigung der letzten Jahre und Jahrzehnte (der Sommer) zu einem Ende. Schwierigere Zeiten (ein Winter) stünden uns bevor. Zeiten, welche Rückbesinnung und eine Konzentration der Kräfte verlangen. Die Pandemie ist zurzeit am Abklingen, der Lockdown wird gelockert, es kehrt ein Stück Normalität zurück. Kommt jetzt, im Sinne unserer Bildersprache, ein solcher Altweibersommer? Kluger Rat: Notvorrat Wir wissen: Der Lockdown hat Existenzen zerstört und es droht eine Wirtschaftskrise als Folge davon. Wie es genau weitergeht, wissen wir noch nicht. Es wäre folglich nicht schlecht, es der Natur gleich zu tun. Dies hiesse, dass jeder von uns eigenverantwortlich handelt, um uns so gut wie möglich vorzubereiten. Es hiesse auch, dass wir in der Schweiz wieder vermehrt selber produzieren müssen. Und wo dies nicht möglich ist, einen Notvorrat zu sichern. Nur so werden wir stark genug sein, dass wir auch die gesundheitlich und wirtschaftlich Schwächeren schützen und mittragen können. Nur wenn wir die Abhängigkeit vom Ausland wieder abbauen können, können wir unsere Freiheit und Demokratie erhalten. Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, hat einmal gesagt: «Wer
Freiheit für Sicherheit aufgibt, wird beides verlieren.» Dies müssen wir verhindern.
Produktivität statt Zombie-Wirtschaft? Wer gut vorbereitet ist, für den hat der Winter auch schöne Seiten. Ergibt das etwas zur Gesundheit?
Der erste Schnee hat immer etwas Versöhnliches an sich. Wenn die Gefahr eines weiteren Lockdowns gebannt ist, werden auch Investitionen und Firmenneugründungen kommen und die Wirtschaft sich erholen. Und nach dem Wintereinbruch geht es dann auch auf Weihnachten zu. Eigenverantwortlich. Gemeinsam. Innerhalb unserer Grenzen (überliefert von Niklaus von Flüe). Ohne Lockdown und in Freiheit.
*Prof. Dr. Nicolas Szita, AUNS-Vorstandsmitglied, University College London, Technische Biochemie, Welwyn Garden City, Grossbritannien
