Die Mitgliederversammlung der AUNS ist immer auch Treffpunkt aller, die für Direkte Demokratie, Freiheit und Selbstbestimmung der Schweiz einstehen. Rund 600 Personen sind dazu nach Bern gekommen. Sie bestätigten einerseits die statutarischen Geschäfte, andererseits kamen sie nach Bern, um am Nachmittag markanten Podiumsgästen zuzuhören. Während des ganzen Tages waren auch Gäste willkommen – die Türe stand permanent offen.
Es werden jeweils auch Carfahrten von der Ostschweiz und dem Bündnerland nach Bern organisiert. Von Genf bis Sankt Gallen, von Graubünden übers Tessin bis Schaffhausen und Jura ist die Schweiz an der Hauptversammlung vertreten.
Jean-Dominique Cipolla (Martigny VS), Mauro Damiano (Cugnasco-Gerra TI) und Sandra Schneider (Präsidentin Strong&Free) leiteten mit klaren Voten den Tag ein. «Dank dem EU-Mischmasch, in das die Schweiz immer mehr reingerät, gehts nun so, wenn man im Tessin ein Schweizerisches Maturitätszeugnis haben will: Man reist nach Napoli, macht ein paar einfache Prüfungen, bezahlt 3000–5000 Euro, kommt ins Tessin zurück und tauscht das Papier gegen ein Schweizerisches Maturitätszeugnis ein. Wollen wir das in der Schweiz so akzeptieren? Fördert die EU damit unsere Bildung?» — «Die Demokratie wird immer mehr ausgehöhlt. Die Wahlurne wird zur Urne.» — «Wir haben zuviele Schweizer Politiker und Diplomaten, deren Bückling gegenüber der EU so stark ist, dass sie fast schon in die IV-Rente erhalten.»
AUNS-Präsdident Lukas Reimann (Wil SG) zeigte in seiner Rede die aktuelle Situation Schweiz–EU auf und machte transparent, wie sich die AUNS darin positioniert. «Ich gebe zu, die AUNS hatte in den letzten Jahren gewisse Herausforderungen, auch finanzieller Art. Es gab gewisse Strukturen neu zu organisieren. Wir haben natürlich auch immer unterschiedliche Rückmeldungen von Mitgliedern: Wir machen zuviel, wir machen zu wenig, wir sollten Umweltthemen aufnehmen, wir sollen an Wahlen teilnehmen und einiges mehr. Wir müssen aber fokussiert bleiben. Was unsere Aufgabe ist: Direkte Demokratie, Freiheit und Neutraliät der Schweiz zu verteidigen. –
Dies übrigens auch gegenüber schwachen Bundesräten. Herr Cassis, der bei seinem Antritt gegenüber der EU klare Linien setzen wollte, dann aber den Verräter Balzaretti einsetzt. Oder Frau Keller-Sutter… Ich gebe zu, ich habe sie gewählt. Aber bin enttäuscht. Sie hat zum Beispiel lange Zeit aktiv gekämpft für die Schützen, heute kämpft sie genau so verbissen dagegen. Hier im Saal sitzt ein Ex-Bundesrat, der seine Werte ganz klar auch in den Bundesrat hineingetragen hat und nicht einfach eingeknickt ist. Bei Leuten wie Cassis oder Keller-Sutter habe ich aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben … —
Es ist bezeichnend für das Bundeshaus, dass, sobald in Brüssel eine Veränderung vorgeschlagen wird, viele Schweizer Politiker und Diplomaten sofort kuschen. Datenschutz, Sozialrecht, Mietrecht, Steuerrecht, Staatsgarantien hinter Banken, bald jeder Bereich… ‹Müssen wir übernehmen›, heissts in Bundesbern. Sonst könne man nicht mehr verhandeln. ‹Passt euch an, macht alles mit› – das ist eine sehr gefährliche Haltung. Denn wenn Brüssel sieht, dass es funktioniert, kommen die immer mit der nächsten, nächsten und nächsten Forderung. —
Das Rahmenabkommen ist ganz klar ein Kolonialvertrag. Die Schweiz ist offiziell nicht EU-Mitglied. Wir sind freie Demokraten, die friedlich und erfolgreich in Europa leben wollen. Wir sind keine Untertanen. Das müssen die EU-Beamten immer wieder hören.»
Auch die Mutationen im Vorstand zeigen, dass die AUNS sich bewegt.
Zwar gibt ein junger Vorstand den Rücktritt: Christoph Stampfli (Brugg AG). Präsident Lukas Reimann: «Wir müssen das zur Kenntnis nehmen. Stampfli hat sehr aktiv, auch kritisch und mutig wertvolle Vorstandsarbeit geleistet. Man wird weiter von ihm hören, da bin ich mir sicher.» Stampfli sagte zu seinem Entscheid: «Ich bin angetreten, um in der AUNS gewisse Bereiche aufzufrischen. Ich habe getan, was ich konnte und trete nun zurück.»
Zwei neue Vorstandsmitglieder stehen klar für Auffrischung: Nicolas Szita aus London und Barbara Keller-Inhelder aus Rapperswil-Jona.
Prof. Dr. Nicolas Szita ist hat einen Lehrstuhl inne in London (Biochemical Engineering): «Ich war viel im Ausland. USA, Dänemark, heute in England. Ich möchte den Blick von aussen einbringen. Im Alltag vergisst man ja oft, was man hat. Die Schweizer haben vergessen, wie wichtig ihre politischen Freiheiten sind. Mein Vater kam beim Ungarn-Aufstand in die Schweiz, wir sind als ganze Familie den Sowjets entkommen. Mit sechs Jahren wurde ich Schweizer, habe aber in Ungarn immer sehr genau beobachtet, wie die Freiheit unterdrückt wurde. Zu Besuch beim Grossmami, wenn man nicht alles sagen durfte… wenn an der Grenze Scharfschützen standen… Freiheit ist ein kostbares Gut.
Bei uns in London ist ja der Brexit angesagt. Oder nicht, oder doch… Was in diesem Zusammenhang von der EU kommt, ist subtil und perfid. Für demokratische Rechte muss man sich immer wieder neu bemühen. Direkte Demokratie und die Schweiz gehören zusammen. Das eine ist das andere. Es ist sowas wie die Seele der Schweiz. Und die verkauft man nicht.»