Auf den ersten Blick macht Italien wie immer «bella figura». Auf den zweiten immer weniger.
Am 4. Dezember stimmen 60 Millionen Italiener über mehrere Änderungen in der Verfassung ab. Es geht zuerst mal ums politischen System, aber letztlich vor allem darum, dass Italien – vielleicht – wieder fit genug wird für den Euro. Es wären Änderungen, die den Italienern weh tun würden, die aber «notwendig» seien, um in der EU wieder Respekt zu erhalten.
Eigentlich möchte die Hälfte aller Italiener den Euro hinter sich lassen. Sie Skepsis wächst von Palermo bis Domodossola. Seit 1999 (Euro-Eintritt) wächst Italien nicht mehr. Immer wieder stolpern oder schliessen Banken, faule Kredite werden überall nur neu übertüncht, der Immobilienmarkt liegt im Langzeitkoma, vier von zehn jungen Italienern haben keine Arbeit. Riesige Mengen an Kapital sind auf Migration, Investoren kehren Italien massenweise den Rücken zu, dafür kommen täglich Migranten von Afrika ins Land.
Im Oktober mussten die Ökonomen zweimal hinschauen. Italien hat Griechenland «überholt», nun ist der Italexit (Ausstieg aus dem Euro innert eines Jahres) wahrscheinlicher als ein Grexit. In Brüssel ist man logischerweise nervös. Italien sichert bis jetzt 17.5 Prozent des Kapitals der EU-Zentralbank bei.
Dass der Fehler im System der EU selber liegt, das sieht niemand in Brüssel. Oder man steht nicht dazu.
Der Euro wurde überall mit der Brechstange aufgezwungen – unterschiedlichsten Ländern, Kulturen, Werten und Lebensweisen. In glitzerndes Geschenkpapier verpackt war er zu Beginn. Schon länger ist die Verpackung weg. Auch die Italiener merken: Supranationale Gebilde, welche die nationale Souveränität untergraben, sind gegen die Menschen, gegen Prosperität, schaffen eher Unfrieden als Frieden.
Erfolg hat, wer souverän ist. Wer im kleinräumigen Umfeld flexibel agieren, wer sich ohne klobige übergestülpte Konstrukte bewegen kann. Wer nicht von Funktionären ohne Verantwortung gesteuert wird, sondern in naher, direkter Demokratie die Machtverhältnisse einigermassen im Griff hat. In der Schweiz ist es (noch) so.
Italien ginge es besser ohne Euro.
Europa ginge es besser ohne die EU.
Und der Bundesrat muss sofort aufhören, sich durch die Hintertür in die EU zu schleichen.
Die Welt: «Jetzt ist der Euro-Austritt Italiens wahrscheinlicher als ein Grexit»