Es ist an sich nicht die Aufgabe der neutralen Schweiz, sich ständig in die Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen. Aber mit Genugtuung kann zur Kenntnis genommen werden, dass mit Theresa May eine pragmatische Politikerin die britische Regierung anführt. Die Zusammensetzung ihres Regierungsteams zeigt, dass es ihr Anliegen ist, den Brexit-Volksentscheid umzusetzen und dafür zu sorgen, dass die bürgerlich-konservative Politik im Inland fortgesetzt werden kann.
Mit Boris Johnson wird ein intelligenter, volksnaher und freiheitlich denkender Mann neuer Aussenminister. Johnson wird endlich Bewegung in die ideologisch festgefahrene EU-Politik bringen. Es ist höchste Zeit, dass die „EU-Junkies“ in Brüssel – und in Bundesbern! – mit neuen Ideen konfrontiert werden. Hier kommt die Schweiz ins Spiel. Der Bundesrat ist gut beraten, jetzt die schweizerischen Interessen in Absprache mit der neuen britischen Regierung in Brüssel auf den Tisch zu bringen. Sowohl Theresa May als auch Boris Johnson schätzen im Gegensatz zu den EU-Bürokraten die Schweiz.
Es geht jetzt nicht um das Überleben der Fehlkonstruktion EU, sondern um die Zukunft der europäischen Länder. Und es geht um die Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit, um die Etablierung eines sinnvollen Freihandels, um den glaubwürdigen Abbau der Jugendarbeitslosigkeit. Es geht auch um die Begrenzung der masslosen Zuwanderung in Europa. Dazu gehört die Infragestellung der Personenfreizügigkeit, indem endlich in den Köpfen der EU-Technokraten die Erkenntnis einkehrt, diese individuell von den Staaten ausgestalten zu lassen. Brüssel muss endlich die Politik der Kompromisse lernen.