«Von wegen positiver Effekt» schreibt Newsnetz im Titel eines Artikels. Man ist sich diese Offenheit nicht gewohnt von Tages-Anzeiger & Co.
Der Artikel geht auf den jüngsten Seco-Bericht ein. Die fünfzehn hinter uns liegenden Jahre Personenfreizügigkeit PFZ hätten Vorteile gebracht, so hat dieser Bericht aus Bundesberner Seco-Küche kürzlich jubiliert. Und dabei natürlich nur mit selber eingefärbter Brille hingeschaut.
Tages-Anzeiger & Co. haben anhand des Brutto-Inlandproduktes BIP genauer hingeschaut. (Das BIP gibt den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen an, die innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft als Endprodukte hergestellt werden. Es zeigt also die Wirtschaftsleistung eines Landes auf.)
Der Tages-Anzeiger schreibt: «Ob aber die Schweiz tatsächlich von der Personenfreizügigkeit profitiert hat, lässt sich bei einer Betrachtung der Entwicklung des gesamten Bruttoinlandprodukts (BIP) nicht beurteilen. Wenn jemand aus dem Ausland kommt und hier produziert und konsumiert, erhöht er damit automatisch das BIP um diese Produktion bzw. diesen Konsum. Damit ergibt sich aber noch kein positiver Effekt für die Volkswirtschaft insgesamt. Dazu müssten auch andere etwas davon haben, und das ist dann der Fall, wenn das durchschnittliche BIP pro Kopf bzw. dessen Wachstum durch die Personenfreizügigkeit höher ausfällt.» Doch eine solche Wirkung der Personenfreizügigkeit lässt sich bisher in Studien nicht nachweisen oder dann ist der Effekt sehr gering. Das bedeutet, von ökonomischer Seite her hat die Personenfreizügigkeit die Erwartungen zumindest bisher nicht erfüllt.
Wenn die Zuwanderung so wertvoll wäre (also das BIP pro Kopf erhöhen würde), müsste sie die Produktivität steigern. Vor allem Einwanderer mit gemäss Diplompapier «Top-Ausbildung» würden mithelfen, zum Beispiel Prozesse effizienter zu machen oder mehr Knowhow einzubringen.
«Doch ein solcher Effekt lässt sich nicht zeigen. Als ein Grund dafür wurde schon genannt, dass die höhere Ausbildung der Zugewanderten nicht unbedingt auch grösseren Fähigkeiten entspricht. So gibt es eine Reihe von Berufen, die in der Schweiz über den Weg der Berufslehre gelernt werden, aber in Deutschland ein Studium erfordern. Die Leistungsfähigkeit der Studierten ist aber nicht entsprechend grösser.»
Das tiefe BIP-pro-Kopf-Wachstum in der Schweiz sei weltweit derzeit zu beobachten, und daran habe auch die PFZ nichts geändert. Hat sich also trotz PFZ das BIP-pro-Kopf nicht wirklich erhöht? Oder muss man es umgekehrt ansehen – ist das BIP wegen der PFZ nicht noch weiter gesunken? Letzteres will Bundesbern, Wirtschafts-Elite und Elfenbeinturm-Ökonomie der Schweiz weismachen.
Das Bild von mehr Dichte, aber nicht mehr Wachstum sieht man jeden Tag. Im überfüllten Zug, im Stau auf Autobahn und Agglostrasse, bei der immer schwieriger werdenden Stellensuche. Für diese Beobachtungen brauchts keine Studienberichte oder Ökonomen.
Die Schweiz muss wieder selber bestimmen, wer einwandert und wer nicht.
Tagesanzeiger 7. Juli 2017: «Von wegen positiver Effekt der Personenfreizügigkeit»
Newsnetz, Januar 2017: «Der Traum von der Personenfreizügigkeit verblasst –
In der Schweiz, in Grossbritannien oder Österreich: Die Personenfreizügigkeit steht zunehmend in der Kritik. Sechs Schritte waren dafür entscheidend.»