«Anders als die Schweiz hat es Österreich in der Königsdisziplin der Diplomatie, den Guten Diensten, nur zu bescheidenem Erfolg gebracht.» Das schreibt Bernhard Löhri in einem interessanten Gastkommentar in der NZZ.
Österreich berufe sich seit rund 60 Jahren auf die gleichen Neutralitäts-Prinzipien wie die Schweiz. Österreich, zwischen «Ost» und «West» um Souveränität ringend, hat gemeinsam mit der Schweiz damals eine Nato-freie Zone «vom Genfersee bis zum Neusiedlersee» ermöglicht, was den Sowjets wie auch den Westmächten sehr gut diente.
Die Österreicher drängelten dann aber rasch in die UNO (50er-Jahre), schickten Blauhelme in die Welt, rannten 1989 in die EG und stellten Funktionäre (man erinnert sich an Kurt Waldheim).
International dabei sein, koste es was es wolle, war wohl die Devise.
Nach dem Fall des eisernen Vorhangs war von Neutralität nicht mehr viel übrig. 1994 Eintritt in die EU, und im 2001 sei von Bundeskanzler Schüssel zu hören gewesen: «Neutralität ist eine Schablone, die wie Lipizzaner und Mozartkugeln im 21. Jahrhundert keine Bedeutung mehr haben.»
Löhri schreibt: «Die konsequente Neutralitätspolitik hat der Schweiz im Gegensatz zu Österreich eine politische Erkennbarkeit höchsten Ausmasses verschafft. … Während die Schweiz neue Chancen nutzt und einstige Mitbewerber hinter sich lässt, die inzwischen in den Strukturen der EU oder der Nato gelandet sind und ihre Neutralität zumindest «relativiert» haben, ist Österreich nach 60 Jahren weiterhin auf bemühter Suche nach seinem Platz in der Welt.»
NZZ: «Neutralitätspolitik:Österreichs Platz auf der Welt»