Von Dr. Christoph Blocher: «Bei allen Bedenken und Ängsten, trotz Trübsinn und drohender Vereinsamung angesichts der andauernden Covid-Pandemie sollten wir doch den Kopf nicht hängen lassen. Wenn wir die Seuchenerfahrungen früherer Generationen betrachten, dürfen wir zufrieden sein. Die fürchterliche Pest zum Beispiel kehrte hierzulande seit 1347 bis in die 1660er Jahre periodisch immer wieder zurück. Man empfand sie als Strafe Gottes für die Sünde der Menschen. Die Tödlichkeit war enorm: 1610/11 erkrankte nach dem Pestbericht von Stadtarzt Felix Plater in Basel die Hälfte der Bevölkerung, fast zwei Drittel der Patienten starben. Die Cholera – über verunreinigtes Trinkwasser übertragen – forderte im Jahr 1867 allein im Kanton Zürich – bei viel geringerer Einwohnerzahl – 500 Todesopfer. Betroffen waren vor allem die ärmeren Bevölkerungsschichten. Auch der Bauchtyphus und das Fleckfieber wüteten meist im Gefolge von Kriegszügen, in der Schweiz etwa nach den Napoleonischen Kriegen. Selbst das Weisse Haus in Washington war vor Seuchen nicht sicher; US-Präsident Abraham Lincoln verlor seinen elfjährigen Sohn an Typhus. Unsere Eltern haben uns noch von der Spanischen Grippe von 1918/19 erzählt, der 24‘500 meist jüngere Schweizerinnen und Schweizer zum Opfer fielen. An eine Einstellung einzelner Wirtschaftszweige war damals überhaupt nicht zu denken, denn die Lebensgrundlagen eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung wären sonst zusammengebrochen. So gesehen sollten wir trotz Covid-19 auch das Positive sehen, vor allem die unglaublichen Fortschritte der Medizin seit der gar nicht immer so ‹guten alten Zeit›. Wir dürfen auf die nahe Impfung hoffen, die uns ins normale Leben zurückführen wird – spätestens, wenn sich im Frühjahr die Kräfte der Natur wieder regen. Freuen wir uns darauf!»
E gfreuti Wuche.
Dr. Christoph Blocher, a. Bundesrat und a. Nationalrat http://www.blocher.ch
Wöchentliche Kolumne unter dem Titel «Vom Untergang mit Seuchen», erschienen in den Gratiszeitungen der Swiss Regiomedia AG, Wil in der Woche 51/20.