Klein, flexibel, unabhängig, demokratisch: Eine gute Grundlage für Erfolg und Effektivität. Was Angela Merkel und ihre EU-Freunde nicht mehr wissen (wollen), zeigt die Schweiz heute der ganzen Welt: Am Beispiel Gotthard-Basistunnel.
Die Zeitung «Die Welt» – einer der wenigen deutschen Medienkanäle, der noch kein Merkel-Hofblatt ist – gibt diesem Thema anlässlich der Tunnel-Eröffnung viel Platz.
Zum Beispiel Henrik Broder schreibt: «Sich in einer globalen Welt behaupten zu müssen, das ist für die Schweizer ein nie versiegender Quell der Inspiration. Klasse kommt vor Masse, Leistung vor Freizeit, so wurde in 200 Jahren aus einem der ärmsten Länder Europas eines der reichsten Länder der Welt.» Hingegen Deutschland habe eher Angst vor der globalen Welt.
Wir ergänzen da mal noch weitere Gründe: Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, Selbstverantwortung.
Das Deutsche Debakel «BER» (der Berliner Nicht-Flughafen) muss sich bei Broder nun neben dem neuen Gottard-Basistunnel stellen lassen. Der demokratische Entscheid per Volksabstimmung zum neuen Gotthard-Tunnel (1992) verstärkt die Kritik Broders, denn «in Deutschland käme niemand auf die Idee, dem Volk eine solche Entscheidung zuzumuten. Es darf nur für die Kosten aller Extra-GAUs aufkommen.» – «Die Schweizer sind Anarchisten mit einem stark ausgeprägten Sinn für Ordnung – eine einmalige Mischung, der sie sowohl ihre Freiheit wie ihre politische Stabilität verdanken.»
Es ist interessant, wie Broder den Deutschen danach in präziser Kurzform die Schweizer Demokratie nahe bringt. Es tut ja gut, das mal so zu lesen…
Noch näher auf die deutschen Endlos-Baustellen (BER, Hamburg, Stuttgart, Bahnstrecke Oberrhein) geht der Journalist Reinhard Mohr ein. Er zitiert auf der Suche nach Gründen der erfolgreichen Schweiz in der «Welt» seinen Berufskollen der NZZ: «Die Schweizer haben mit ihrer direkten Demokratie einfach mehr Sicherungen eingebaut. Es wird lange diskutiert, abgewogen und die ganze Sache auf ihre Durchführbarkeit geprüft. In der kleinen Schweiz sind die Verantwortlichkeiten klarer, die Wege kürzer. Das hilft.»
Die Schweiz ist das pure Gegenteil der EU. Das muss so bleiben.
Mohr kommt noch zu einem weitere Schluss. «Könnte es sein, dass das – im Vergleich zu den Talkshow-gestählten deutschen Schnellsprecher-Bataillonen aller Parteien – tatsächlich langsamere Tempo der eidgenössischen Kommunikation einen entscheidenden Vorteil aufweist: Man hat mehr Zeit zum Nachdenken.»
An die Bundesberner EU-Freunde: Ein Tunnel als Anlass, wieder mal nachzudenken – warum nicht?
Die Welt: «Die Schweiz lässt Deutschland alt aussehen» / «Warum Schweizer schaffen, woran Deutschland scheitert»