Die «Fondation Jean Monnet pour l’Europe» ehrte kürzlich die EU-Persönlichkeiten José Manuel Barroso (Kommissionspräsident), Hermann Van Rompuy (Ratspräsident) und Martin Schulz (Parlamentspräsident). Die Zeremonie fand in Lausanne statt. Denn der Sitz der «Fondation Jean Monnet pour l’Europe» befindet sich nicht in der EU, sondern in der Schweiz.
Der Anlass ist privater Natur. Die Stiftung, welche den Preis verleiht, wurde 1978 von Jean Monnet auf einem Grundstück, welches von der Stadt Lausanne zur Verfügung gestellt wurde, gegründet. Da der Besuch der drei EU-Oligarchen keinen offiziellen Charakter hat, ist es auch selbstverständlich und sicher nicht verwunderlich, dass der Bundesrat an der Zeremonie nicht teilnimmt.
Doch genau diese Tatsache stösst bei einigen Westschweizer Politikern sauer auf. Der Stadtpräsident (Sindic) von Lausanne und ehemalige Nationalrat Daniel Brélaz (Grüne), sowie Nationalrat Carlo Sommaruga (SP/GE) beklagen die Abwesenheit des Bundesrates an diesem Anlass öffentlich. Die zwei Euro-Turbos haben es auch nicht unterlassen, die drei EU-Gäste darauf hinzuweisen, dass die Westschweiz die Masseneinwanderungsinitiative abgelehnt hatte und das sich die «Hinterwäldler» Jenseits der Saane befänden. Die Westschweiz sei Pro-Europäisch (Soll wohl Pro-EU heissen) und die Schweiz werde wohl über kurz oder lang der EU beitreten.
EU-Gast Martin Schulz sieht das dann aber doch nicht so. In einem Interview sagt der EU-Parlamentspräsident: «Die Schweiz hat sich gegen einen Beitritt entschieden, das muss man als souveränen Entscheid der Schweiz respektieren.» Schön, wenn die EU-Elite die Schweizer EU-Turbos über die Situation im eigenen Land aufklären muss.
Dass der EU-Beitritt auch in der Westschweiz kaum Chancen hat, wurde in einem eben veröffentlichten Kommentar in der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» (selbsternanntes Leitmedium «Média de référence») deutlich. Dort schreibt Autorin Marie-Hélène Miauton, dass gerade bei der Jugend, welche international gut vernetzt ist und viel reise, die EU-Skepsis am deutlichsten sei. «Nur» 59% der Senioren bejahen die Aussage «Das Abseitsstehen ist ein Segen für die Schweiz». Bei der jungen Generation seien es ganze 71%, welche es gut finden, dass die Schweiz nicht in der EU ist.