Am 2. April 2022 fand die letzte ordentliche Mitgliederversammlung der AUNS statt. Die grosse Mehrheit der Mitglieder hat der Statutenänderung zugestimmt, welche eine Fusion mit zwei anderen Organisationen des gleichen Zwecks möglich macht. Es soll daraus eine neue, schlagkräftigere Organisation für die Schweizerische Souveränität entstehen.
Lukas Reimann: «Dankbarkeit»
AUNS-Präsident Lukas Reimann eröffnete die Versammlung, «für mich zum letzten mal», und schaute zurück auf seine 22 Jahre Vorstandsarbeit. «Mir kommt hier einfach das Wort Dankbarkeit in den Sinn. Ich glaube, wir alle konnten dazu beitragen, dass sich die Schweiz in eine gute Richtung bewegt. Die Werte der Schweiz, die uns erfolgreich gemacht haben, wollen wir weiterführen.»
Reimann lancierte sogleich auch das Thema des Tages: «Die vorgeschlagene Fusion der AUNS mit weiteren Organisationen hat für viel Gesprächsstoff gesorgt. Den Namen AUNS aufgeben… Neutralität als wichtiger Wert könnte schwächer werden…» — Reimann, der zugab, dass er selber in dieser Sache unsicher sei, meinte zum Schluss: «Aber ich bin sicher, dass Christoph Blocher das Richtige tut.»
Vorstandsmitglied Luzi Stamm sorgte dann für etwas Unruhe, indem er in einer nicht enden wollenden Zwischenrede zuerst Christoph Blocher dankte für seine Arbeit, dann über erste Kritikpunkte der vorgeschlagenen Fusion referierte. Es hörte erst auf, als die Versammlung in einer Zwischenabstimmung seine Voten ins (passende) Traktandum 8 versorgte.
Die Finanzthemen (Rechnung ’21, Budget ’22) wurden von der Versammlung gutgeheissen.
Aus dem AUNS-Vorstand treten zurück: Sandra Schneider (Biel) und Mauro Damiani, der den Tessin im AUNS-Vorstand vertreten hat.
Christoph Blocher: «Neue Organisation mit mehr Schlagkraft»
Dann kam Christoph Blocher. «Es bewegt mich schon, jetzt gerade. Vor 35 Jahren bin ich zum ersten Mal vor AUNS-Mitgliedern gestanden.» Es sei schon damals eine schwierige Situation gewesen für die Schweiz. Zum Beispiel habe der damalige Bundesrat Friedrich gesagt, die Neutralität sei zu relativieren. Blocher: «Sehr gefährlich, wenn man das so sagt.»
Als man dann die AUNS gegründet habe, habe man noch nicht gewusst, dass die erste Prüfung so schnell kommen würde: «Wir mussten rasch antreten, bei der EWR-Abstimmung 1992. Am Anfang waren wir ganz alleine.» Ob man den Kampf überhaupt annehmen wollte, war zuerst unsicher, «bei 80% der Schweizer, die in den EWR wollten.»
«Bis heute konnten wir aber verhindern, dass die Schweiz Mitglied der EU ist.» Man habe zwar die Schengen-Abstimmung verloren, «obwohl ich damals im Bundesrat war. Man warf mir im Bundesrat vor, es sei zu fest sichtbar, was ich von Schengen halte. Meine Haltung in dieser Sache konnte ich aber schlecht einfach verbergen.»
Zur neuen Organisation meinte Christoph Blocher: «Wir müssen weitermachen. Verstärkt weitermachen. Wir sind heute nicht mehr in der Lage, mit der AUNS einen Abstimmungssieg zu erreichen. Wir sind nicht mehr referendumsfähig. Wenn wir das aber wieder können, haben sie Angst im Bundeshaus. In einer neuen Organisation können wir sehr schnell Unterschriften sammeln.». Der immer Resultate-orientierte Ex-Unternehmer stellte klar: «Es nützt nichts, dass wir viel Betrieb machen – wir müssen am Schluss gewinnen!»
Denn man merke in Bern, wie man schon wieder dran sei, Souveränität zu schwächen. «Eigentlich wollten wir die Organisation EU-No beenden, aber wir wissen nicht, ob wir nun eigentlich beim Rahmenvertrag gewonnen haben oder nicht. Den letzten definitiven, wichtigen Satz dazu haben wir vom Bundesrat eben nicht gehört.»
Christoph Blocher sinnierte dann über die neue, dereinst fusionierte Organisation. Es sollen zusammenkommen: AUNS, EU-No und «Unternehmervereinigung gegen den EU-Beitritt».
«Eine der Schwächen der AUNS war immer, dass wir in der Romandie nie richtig Fuss fassen konnten. Wir sollten einen einheitlichen Namen zu haben, für alle vier Sprachgruppen. Es sei hier schon mal klargestellt: Wir werden heute, an dieser Versammlung, keinen neuen Namen verabschieden, das wird erst bei der Gründungsversammlung wichtig. Bezüglich neuem Namen steht als Arbeitstitel im Raum: Pro souveräne Schweiz.»
Christoph Blocher spürt natürlich gut, dass viele vor allem altgediente AUNS-Mitglieder den Namen AUNS liebgewonnen haben. «Ich verstehe das schon. Aber wir müssen nicht nur intern schauen, sondern auch auf neue Kräfte da draussen. Am aktuellen Namen klebt in der Aussensicht leider auch viel Negatives.»
Am 15. Oktober 2022 werde in Bern die Gründungsversammlung stattfinden. Blocher blickte kurz auf die Arbeiten zur vorgesehenen Fusion zurück. «Wir haben uns sorgfältig mit den möglichen Angriffen gegen die Fusion überprüft. Auch juristisch haben wir es mit dem führenden Vereinsrechtler, der heute auch da ist, abklären lassen.»
Nun kamen die Voten. Es war zu erwarten, dass der vorgeschlagene Abschied des Namens «AUNS» Emotionen hochgehen liess. Christoph Blocher: «Über den Namen stimmen wir heute aber nicht ab. Sondern vorerst darüber: Zusammengehen oder nicht.»
DIE Abstimmung
Die Abstimmung war letztlich klar. Eine grosse Mehrheit des Saales ist dafür, zu fusionieren. Gegenstimmen: Vier.
Christoph Blocher: «Ich danke Ihnen. Sie haben einen wichtigen Entscheid gefällt!»
Mehrere Mitglieder im Saal hatten Mühe mit diesem Entscheid, formal wurde eine weitere Abstimmung durchgeführt, auch hier: Grossteil des Saales gegen drei — die Versammlung bestätigt das «JA zur Fusion.»
AUNS-Preis an Willy Walter
Der AUNS-Anerkennungspreis geht dieses (letzte AUNS-)Jahr an Willy Walter, den Dirigenten des AUNS-Orchesters. Der ehemalige Geschäftsführer Werner Gartenmann: «Braucht die AUNS ein Orchester? Klar kann man sich das fragen. Aber klar ist auch: Unser Orchester zeigt, welche Werte uns wichtig sind. DANKE, Willi, für deinen jahrelangen, ehrenamtlichen Einsatz!»