Avenir Suisse, eine sogenannte Denkfabrik, präsentiert zur Europapolitik der Schweiz «alten Wein in neuen Schläuchen». Avenir Suisse stellt in einem Weissbuch «Sechs Skizzen der Zukunft» fest, das Verhältnis zur EU sei ungeklärt. Es werden verschiedenen Szenarien vorgestellt. Die dem Wirtschaftsverband economiesuisse nahestehende Organisation wehrt sich gegen Denkverbote und fordert unter dem Strich den EU-Beitritt. Das Szenario Beitritt betitelt die Denkfabrik mit «Europäische Normalität». Man fragt sich, wo die Avenir-Denker getagt haben: in der Dunkelkammer der Ignoranz? Politische Gefangene in Spanien, Unzufriedenheit in den Ost-EU-Staaten, Widerstand in Österreich gegen die EU-Migrationspolitik und Personenfreizügigkeit, Brexit, EU-Unzufriedenheit und Regierungskrise in Italien, Schuldenlast vieler EU-Staaten, nicht bewältigte Euro-Krise, Regulierungswahn der EU-Technokraten (u.a. Plastikgeschirr-Verbot, absurde Datenschutzverordnung) sowie eine diffuse Aussenpolitik der EU-Kommission zeigen täglich die «europäische Normalität». Ob all dieser Unsicherheitsfaktoren kann ein EU-Beitritt keine Option sein. Für die Unabhängigkeit, die Souveränität, die Neutralität und die direkte Demokratie der Schweiz bedeutet der EU-Beitritt das Ende.
Die AUNS lehnt eine Abschottung und eine EU-Einrahmung ab. Sie setzt auf eine weltoffene Schweiz auf der Grundlage der Neutralität. Bilaterale EU-Abkommen müssen das Ziel haben, die Interessen der Schweiz wahrzunehmen und den Zugang zum EU-Binnenmarkt zu ermöglichen. Verhandlungen mit der EU sind auf Augenhöhe zu führen. Die Drohgebärden und Erpressungsversuche aus Brüssel hat Bundesbern scharf zurückzuweisen. Zudem verlangt die AUNS vom Bundesrat und vom Parlament eine permanente Überprüfung, wie weit bilaterale EU-Abkommen die schweizerische Gesetzgebung und Rechtsprechung sowie die politische Mitsprache der Bürger und der Kantone einschränken. Bei einer negativen Bilanz ist auf neue Abkommen zu verzichten und bestehende Abkommen zu kündigen.
Die AUNS lehnt nicht nur den EU-Beitritt ab, sondern auch eine institutionelle Anbindung (Rahmenabkommen) ab. Die vom Bundesrat und Brüssel geplante Anbindung schaltet den schweizerischen Gesetzgeber, die schweizerische Rechtsprechung und das Stimmvolk aus. Für die AUNS ist die direkte Demokratie nicht verhandelbar.
Die Trendstudie «Sorgenbarometer» der Credit Suisse und die kürzlich präsentierte ETH-Studie «Sicherheit 2018» zeigen auf, dass 79 % beziehungsweise 84 % der Stimmbevölkerung keinen EU-Beitritt und keine politische Anbindung wollen. Wie die AUNS befürwortet eine Mehrheit eine wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Statt sich der alten Leier «EU-Beitritt» zu widmen, wünscht sich die AUNS «Denker», Vorreiter und Wirtschaftsvertreter, die Sorge tragen zur Stabilität der schweizerischen Demokratie und zur Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Schweiz: «Mehr schweizerische statt europäische Normalität!»