Wortkeulen sind praktisch. Man kann damit alle, die anderer Meinung sind, stillschlagen. «Populismus» ist eine solche Keule.
Klaren Kopf behalten und über ein Wort nachdenken wäre besser.
In Ruhe nachdenken tut der deutsche Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider (90). Er hat die deutsche Medienszene wohl am besten geprägt, seine Bücher sind Standardwerke, er seziert die Sprache. Er wird in der aktuellen Medienwelt leider nicht mehr so beachtet. Offensichtlich nicht.
Schneider fragt sich (auf Bilanz.de und in der Weltwoche): Was, zum Teufel, ist «Populismus»? In seiner glasklaren Sprache, die zudem feinen Humor in sich trägt, sinniert er über dieses schillernde Wort.
Als Populist bezeichnet zu werden sei eine «Beschuldigung» – «Die Welt ist offensichtlich voll von Populisten – arm aber an Leuten, die mal über den Wortsinn nachgedacht haben. Wer die Definitionen im Duden studiert, hat ein bisschen Mühe, im «Populismus» das Schimpfliche zu erkennen.» – – – «Ein bisschen kurios klingt das schon: um die Gunst der Massen ringen – ist nicht eben dies das völlig legitime Bestreben aller Politiker und Parteien? Und «volksnah»: Klingt das nicht sogar richtig gut in einer Demokratie?»
Der ganze Text:
Weltwoche / Wolf Schneider: «Was, zum Teufel, ist «Populismus»?»