Kurz nach dem Kosovokrieg (1998–1999) waren es mehr als 50'000 Armee-Angehörige aus 39 Nationen, die unter dem Befehl der Nato für Befriedung sorgten. Jetzt, im Sommer 2016, sind es noch 4500 Männer und Frauen, die im Kosovo in der KFOR Dienst leisten. Davon rund 220 Schweizer (Swisscoy).
Dass es im Schmelztiegel Kosovo die KFOR weiterhin braucht, ist leider Tatsache. Symbolische und hochumstrittene Orte (Amselfeld), eine allgemein historisch festgefahrene Situation, kulturelle Blockaden (Blutrache, Fehden), Korruption, wirtschaftliche Misere – ohne die KFOR könnte es rasch wieder sichtbar aggressiv werden zwischen Serben und Kosovaren. Man siehts schon nur, wenn Flaggen des Albanischen Adlers bei Fussballspielen für Provokation sorgen.
Die Region macht nur sehr langsam Fortschritte. Immerhin konnten aber einige hoheitliche Aufgaben von der KFOR an die Kosovo Police abgegeben werden.
KFOR-Truppen werden weiter abgebaut. Einige Länder haben sich inzwischen komplett zurückgezogen, unter anderem Belgien, Spanien, Littauen, Island, Slovakei, Russland.
Die Rolle der Schweizer Truppen im Kosovo war und ist nur noch Logistik-/Stabs-Arbeit im Hintergrund. Helikoptertransporte, «Liaison and Monitoring», Post verteilen, Schlamm wegbaggern bei Überschwemmungen. Die KFOR vertreibt sich auch die Zeit mit der Befreiung von Restaurant-Bären (unklar, ob die Schweizer dabei waren).
Brauchts die Schweizer Truppen im Kosovo noch? Der Bundesrat macht sich derzeit auf die Suche nach einer Antwort. Nationalrat Hansjörg Knecht (SVP) hat im vergangenen März eine Motion eingereicht: «Der Bundesrat wird beauftragt, für den Schweizer Einsatz bei der multinationalen Schutztruppe KFOR (Swisscoy) eine Exitstrategie für die nächsten zwei bis drei Jahre auszuarbeiten.»
Der Bundesrat will bis Dezember einen Entscheid darüber fällen, ob unsere 222 Soldaten überhaupt zurückkommen sollen.
Die Neutralität wird seit Beginn der Swisscoy eifrig zurechtgebogen, um die Schweizer Truppen zu rechtfertigen. Ob sie im Kosovo eine relevante Wirkung haben, ist sehr fraglich. Wer die «offenen Stellen» der Swisscoy liest, könnte auf den Gedanken kommen, es gehe vor allem darum, sich selber am Laufen zu halten.
Ein Prestige-Trüppchen jedenfalls braucht die neutrale Schweiz nicht.
Es ist an der Zeit, das Kapitel Swisscoy zu beenden.