Es sei eine grosse Sache, die man feiere, sagte Christoph Blocher an der Feier zum Jubiläum der Neutralität. «Aber wir sollten dies auch in Dankbarkeit und Bescheidenheit feiern», so der Alt Bundesrat. Seine Rede rundete den Abend, zu dem die Zürcher SVP und die AUNS eingeladen haben, in kurzweiliger, aber würdiger Art ab. (Siehe auch Rede Christoph Mörgeli und Roger Köppel).
«Im Bundesberner Parlament entschied man sich, dieses Jubiläum bewusst nicht zu feiern. Schade.» Man mache da in Bern ja sonst viele Anlässe irgendwelcher Art, meinte Blocher. «Es liegt halt daran, dass man Neutralität nicht gern hat in politischen Kreisen. Im Volk aber schon, wie Umfragen immer wieder zeigen.»
Man habe nach dem Fall der Mauer in vielen Gremien sehr intelligenter Leute diskutiert und herausgefunden, dass es die Neutralität nun nicht mehr brauche. Die Weltlage sei anders, es werde keine Kriege mehr geben, es brauche vieles nicht mehr, auch die Neutralität nicht. «Oft, wenn etwas ganz Gutes passiert, fangen die Leute an übermütig zu werden», so Blocher. «Fast so wie an der Sitzung im Dorf, als einer meinte: Es hat drei Jahre nicht mehr gebrannt bei uns, also können wir die Feuerwehr abschaffen.» – «Wie die Welt aber heute nur brennt.» – «Ein Staat muss selber bestimmen können über sich. Sonst wird er bestimmt von anderen.» Das gelte besonders für Kleinstaaten, die auch besondere Instrumente dazu haben müssten.
«Natürlich sagt in Bern sagt niemand offen, man sei gegen die Neutralität. Aber man verletzt sie jeden Tag und erklärt dabei, dies und das gehe schon auch unter Neutralität.»
«Das EDA gibt überall seinen Senf dazu. Es ist ein Moralismus, man sagt von sich «ich bin ein guter Mensch», man will unbedingt gut dastehen. Seltsam ist ja, dass gute Menschen eigentlich nie diejenigen sind, die gut dastehen wollen.» So entferne sich die Schweiz immer mehr von der Neutralität. Jüngst im Ukraine-Konflikt, als der Schweizer Botschafter in Moskau antraben musste, um sich zu erklären. Bundesbern hat sich nicht neutral verhalten, sondern habe sofort vor der EU gekuscht und deren Russland-Sanktionen befolgt. «Bern mischt sich immer mehr ein in fremde Händel, fast immer auf die Seite der EU. Weil sie in Bern dorthin wollen. Dabei ist klar: EU und Neutralität geht nicht zusammen.»
«Als Industrieller kann ich Ihnen versichern: Die Neutraliät der Schweiz ist weltweit hoch geachtet. «Ihr Schweizer seid neutral. Ihr schaut nicht auf andere, mischt euch nicht ein, greift uns auch nicht an.» Das sei ein einmaliger Vorteil.
Blocher: «Wir müssen an der Neutralität festhalten. Wir feiern heute in Dankbarkeit und Bescheidenheit. Dass die Schweiz heute so gut da steht, ist keine Selbstverständlichkeit.»